Förderung der Jugendausbildung und integrierten ländlichen Entwicklung in acht Munizipien Nord-Piauis

Ausgangslage

Piauí­, einer der ärmsten Bundesstaaten Brasiliens, gehört zu den neuen Staaten des brasilianischen Nordostens, der besonders durch problematische Klimaverhältnisse mit periodisch auftretenden Dürren und ungleicher Verteilung des Landbesitzes gekennzeichnet ist. Über 60 % der Bevölkerung Piauis sind in der Landwirtschaft tätig. Anders als in den übrigen Staaten des Nordostens handelt es sich in Piaui vorwiegend um Kleinbauern, die ihr eigenes Land bewirtschaften.

Die Kleinbauern betreiben nach wie vor fast ausschließlich Landwirtschaft in Form von Waldbrandwechselwirtschaft mit extensiver Viehhaltung auf Subsistenzbasis. Ein wesentliches Merkmal der kleinbäuerlichen Landwirtschaft Piauis ist, dass das gesamte Vieh frei herumläuft und die Äcker mit Zaunbauten vor dem Vieh geschützt werden.

Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten mit deutlich voneinander getrennten Trocken und Regenzeiten zählt das Projektgebiet zur tropischen Sommerregenzone mit einer fast sechsmonatigen Regenzeit, in den Monaten Dezember bis Mai. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge liegen bei 1200 mm und die Jahresdurchschnittstemperatur bei 27 °Celsius, was besonders gute Voraussetzungen für den tropischen Obstanbau bietet. In der Projektregion finden sich überwiegend Alluvialböden, mit einem mäßig guten Nährstoffgehalt.

Die gesamte Region wird der Vegetationsform des Cerrados zugerechnet, ist aber teilweise auch geprägt durch Babacu- und Carnauba- Wälder, Palmen, die der Gewinnung von Babacuöl und Canaubawachs dienen.

Das Projektgebiet erstreckt sich von Zentral-Piaui bis zum Norden des Bundeslandes und wird zum sogenannten Großraum des „Meio Norte „ gerechnet und umfasst folgende Munizipien: Brasileira, Lagoa de São Francisco, São Joã do Divino, São João da Fronteira und Domingos Morão, Milton Brandão; Barras und Cajueiro da Praia.
Bei den folgenden Munizipien, Brasileira, Lagoa de São Francisco, São Josã do Divino, São João da Fronteira und Domingos Morão, handelt es sich um Munizipen, deren Gründung erst wenige Jahre zurückliegt. Die Aufteilung ursprünglich großer Munizipien hat überwiegend politische Gründe. Durch die Neugründungen können verstärkt Finanzmittel für die Verwaltung angefordert werden. Zusätzlich werden Arbeitsplätze in der lokalen Verwaltung der neuen Munizipien geschaffen, mit nicht immer positiven Auswirkungen, da es nicht selten der sogenannten „Vetternwirtschaft“ Vorschub leistet. Auf der anderen Seite hat die Dezentralisierung den Vorteil, dass die örtliche Verwaltung, die Schulen und Gesundheitsposten für die ländliche Bevölkerung ohne eigene Transportmittel leichter zu erreichen sind.
(Alle folgenden statistischen Zahlen sind den Angaben des IBGE-Censo 2000€ entnommen)

Brasileira:

Brasileira, erhielt 1993 den Status eines eigenständigen Munizips. Es hat eine Größe von 909 km² mit ca. 8000 Einwohnen. Brasilia weist durch seine großen, nicht tief liegenden Wasserreserven ein großes Potential für kommerziellen Obstanbau und Fischerkultur aus. Ferner gibt es bereits jetzt eine umfangreiche extensive Ziegenhaltung neben der üblichen kleinbäuerlichen Subsistenzwirtschaft.

Lagoa de São Francisco:

Dieses Munizip, wurde im Jahre 1997 konstituiert, umfasst nur ein Gebiet von 183 km² mit ungefähr 5.000 Einwohnern. Auch hier herrscht nach wie vor Subsistenzwirtschaft mit Kleintierhaltung, doch findet sich daneben ein bescheidener Zitrusanbau, der ausgebaut werden könnte.
Dieses Munizip grenzt an einen großen Stausee, der bisher kaum für Bewässerungslandwirtschaft genutzt wurde, ferner über die zwei ganzjährig wasserführende Flüsse, Rio Riachao und Rio Mato.

São José do Divino:

Diese Munizip besteht schon seit 1992. Es besitzt eine flächenmäßige Ausdehnung von 319 km² und zählt etwa 4.900 Einwohner.
Die Bauern in São Josã do Divino betreiben neben der üblichen kleinbäuerlichen Landwirtschaft eine intensivere Milchviehwirtschaft mit Futteranbau für die Trockenzeit.
São Josã do Divino besitzt einen großen, nie fertig gestellten Bewässerungsperimeter, der für einen intensiven Obstanbau genutzt werden könnte. Ferner zeigten auf der Versammlung die Vertreter der Kleinbauern ein großes Interesse, die Ziegenhaltung zu verbessern.

São João da Fronteira:

Sao Joao da Fronteira wurde erst 1994 als eigenes Munizip gegründet. Es hat eine Größe von 1.100 km², mit ca. 8.000 Einwohnern. Auf Grund der sandigen und wenig fruchtbaren Böden dieser Region, wäre der Ausbau des Caju-Anbaus eine gute Alternative für eine Einkommenssteigende Maßnahme.
Allerdings scheint eine Stärkung der lokalen Verwaltung vorab in diesem Munizip nach Aussagen der Stellvertreter der Kleinbauern notwendig, so dass in diesem Munizip SEBRAE intensiv mit seinem DLIS-Programm tätig sein müsste, bevor technische Verbesserungen vorgenommen werden können.

Domingos Morão:

Die flächenmäßige Ausdehnung von Domingo Morao beträgt 833 km² mit einer Bevölkerung von ca. 4300 Einwohnern, wovon mehr als Zweidrittel, ähnlich wie in den übrigen Munizipien, in der ländlichen Region als Kleinbauern leben und arbeiten. Dieses Munizip lebt unter anderem von der Verarbeitung der Carnauba und Tucum Palme. Ein großes Potenzial diese Munizips liegt in seinen bisher kaum genutzten Wasserreserven für Bewässerungslandwirtschaft.

Milton Brandão:

Milton Brandão gehörte bis 1994 zum Munizip Pedro II. Seit 1997 wird Milton Brandão als eigenständiges Munizip verwaltet, mit einer Fläche 1188 km² und 6912 Einwohnern.
Es verfügt über eine sehr dynamische Präfektur, die vor allem für Ihr Ansiedlungsprogramm für Landlose technische Unterstützung sucht und sowohl an der Verbesserung der Ziegenhaltung sowie an einer Förderung des Obstbaus Interesse hat.

Barras:

Barras gehört zu den seltenen Munizpien und wurde bereits im Jahre 1889 zum Munzip erklärt . Es verfügt über einen Ausdehnung von 1767 km² mit 40.891 Einwohner. Seit den 90er Jahren zeichnet sich Barras durch eine besonders aktive Politik zur Ansiedlung von Landlosen aus. In gutem Einvernehmen mit Großgrundbesitzern wurden große Ländereien gegen Entschädigungszahlungen zur Ansiedlung von Kleinbauern bereitgestellt, wobei die Erstellung der Infrastruktur, wie Wasserversorgung und Strom eine wesentliche Aufgabe der Präfektur ist. Der Präfekt von Barras zeigte zusammen mit Vertretern von Bauernvereinigungen großes Interesse, an dem vorgesehen Projekt teilzunehmen, um Neuansiedlungen noch innovativer und mit mehr technischem Know-how zu betreiben.
Das Munizip bietet für ein Intensivierung des Obstanbaus hervorragende Bedingungen, da es über zwei ganzjährig wasserführende Flüsse verfügt, neben großen unterirdischen Wasservorräten.

Cajueiro da Praia:

1995 löste sich Cajueiro da Praia von Luiz Correa und bildet seitdem ein eigenes Munizip mit einer Fläche von nur 282 km² und mit einer relativ hohen< Bevölkerungsdichte von 6122 Einwohnern. Neben dem Fischfang lebt die Bevölkerung von Subsistenzwirtschaft, allerdings sind die Böden in diesem Munizip überwiegend sandig, auf den neben Trockenreis und Bohnen nur Caju und Cocos gedeihen. Da Cajueiro da Praia über wenig aktive Mitarbeiter in der Präfektur verfügt, soll in diesem Munizip vorab nur eine Computerschule eingerichtet werden. Projektentwurf

Obwohl die brasilianische Regierung seit Mitte der neunziger Jahre gerade im Nordosten Brasiliens begonnen hat, krassen Gegensätzen entgegenzuwirken, und eine deutliche Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitswesen bei den ärmeren Bevölkerungsgruppen erwirkt hat, ist das Land immer noch weit von einer sozial ausgewogenen Wirtschafts- und Agrarpolitik entfernt. Nach wie vor besteht ein großer Bedarf an Weiterbildung und einkommenssteigernden Maßnahmen zur nachhaltigen Armutsbekämpfung, die seit der neuen Regierung unter dem Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva zum offiziellen Regierungsprogramm mit dem Namen „Fome Zero“ erhoben wurde.

Hierzu soll das geplante Vorhaben durch drei Projektkomponenten einen wesentlichen Beitrag leisten:

  • durch gezielte Förderung der ländlichen Bevölkerung, zum eigendynamischen Handeln,
  • durch die Errichtung von Computerschulen
  • durch landwirtschaftliche Förderung zur Unterstützung des Obstanbaues und einer verbesserten Ziegenhaltung

Die Zielgruppe besteht aus den 960 weiblichen und männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 23 Jahre. Die Zielbevölkerung (zusammen ca. 4800 Menschen), deren Jugendliche und junge Erwachsene aktiv an den Weiterbildungsmaßnahmen beziehungsweise Fördermaßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich teilnehmen, stammt aus den folgenden acht ausgewählte Munizipien (Brasileira, Lagoa de São Francisco, São Josã do Divino, São João da Fronteira und Domingos Morão, Barras, Milton Brandao und Cajueiro da Praia) der nordöstlichen Regionen Piauís.

Die Partnerorganisation SEBRAE arbeitet mit der sogenannten DLIS Methode (Desenvolimento Local Integrado e Sustentavel), die aus einer bestimmten Abfolge von festgelegten Kursen besteht.
Die Kurse und das damit verbundene Training, der ländlichen Bevölkerung hat zum Ziel, die positiven Kräfte in den Munizipien und Gemeinden zu stärken und gemeinsamen Handel zu fördern. An diesen Kursen sollten möglichst die Vertreter von örtlichen Regierungsstellen, Mitarbeiter der Präfekturen, Gewerkschaften, Vertreter der Kirchengemeinden, Lehrer, und Vertreter anderer lokaler Organisationen teilnehmen.

Ferner sollen die vorbereitenden Kurse der DLIS Methode dazu beitragen, dass die konkreten Projektmaßnahmen zur Jugendausbildung, und einkommensschaffende und -steigende Maßnahmen eine nachhaltige Entwicklung auf die ländlichen Gemeinden haben und langfristig die Abwanderung der jungen Menschen in den ländlichen Gebieten reduzieren.

Im ersten Jahr der Projektlaufzeit sollten in jedem Munizip nach Errichtung der Computerschulen und der erfolgreich gegründeten Foren, ein Kursprogramm beginnen, dass ca. 20 ausgewählten und besonders interessierten jungen Leuten pro Jahr und Munizip eine berufliche Weiterbildung ermöglicht.
Pro Jahr ist geplant, jeweils 20 Jugendliche in jedem Munizip mit praxisorientierten technischen Kursen in den Bereichen Obst/Gemüseanbau und verbesserte Ziegenhaltung zu fördern und zu spezialisieren.

Das Vorhaben, Computerschulen zu errichten, basiert auf dem erfolgreichen Aufbau der Computerschule in São João da Fronteira durch die Stiftung FAIRNETZEN der BOV AG, Essen, seit dem Jahre 1997. Bis 2001 hatten bereits 150 Schüler einen Computereinführungskurs absolviert und seit 2002 ist der Computerunterricht als Pflichtfach im Curriculum der munizipalen Schule in Sao Joao da Fronteira mit Erfolg eingeführt worden.

Insbesondere für die jungen Bevölkerungsanteile gibt es auf Grund fehlender beruflicher Bildungs-, fehlender Einkommens- und fehlender Unterhaltungsmöglichkeiten kaum Anreiz, in ihren Heimatgebieten zu bleiben, so dass die Abwanderung unter den jungen Leuten sehr hoch ist. Vor allem aktive und intelligente junge Männer wandern ab, weil sie noch nicht familiär gebunden, hoffen, im Süden Brasiliens Geld für die Familien verdienen zu können. Mädchen und junge Frauen, die im Landesinneren ihre Kinder sehr früh bekommen und von den Vätern ihrer Kinder alleine gelassen wurden, sollten bei den Ausbildungsprogramm besonders berücksichtigt werden.

Man kann davon ausgehen, dass die Weiterbildungsmaßnahmen einen positiven Effekt auf die gesamten kleinbäuerlichen armen Familien haben werden, sowohl durch zusätzliche Informationen, die zu einer Produktionssteigerung in der Landwirtschaft führen und so zur Steigerung der Einkommen beitragen werden. Der Effekt der Unterhaltung und Freizeitgestaltung neben der eigentlichen Ausbildung durch die Computerschulen wird auch als ein wichtiger Aspekt gesehen, Abwanderung zu verhindern. Die Landjugend fühlt sich nicht mehr ausgeschlossen vom Rest der „Welt“ und die Computerschule kann als ein informativer und anregender Jugendtreffpunkt fungieren. Dies soll bei der Gestaltung der Schule berücksichtigt werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt eine institutionelle Förderung auf lokaler Ebene dar.

Verbesserter Obstanbau und verbesserte Ziegenhaltung:

Diese beiden landwirtschaftlichen Produktionszweige gibt es bereits traditionell im vorgesehenen Projektgebiet, doch in sehr extensiver und somit nicht wirtschaftlicher Form. Gerade in diesen beiden Bereichen sind schnelle Einkommensverbesserungen durch geringe Investitionen aber durch eine technische gezielte Weiterbildung der Landjugend zu erreichen. Zusätzlich liegt ein bundesstaatliches Programm vor, den Obstanbau in Piaui aufgrund der günstigen klimatischen Verhältnisse und der großen Wasserreserven für eine ausgedehnte Bewässerung der Obstkulturen massiv zu fördern.

Die Computerschulen sollen mit dazu beitragen, dass nach Bedarf technisches und betriebswirtschaftliches Wissen an die zukünftigen Obstbauern und Ziegenhalter weitergegeben wird.
Die Banco do Nordeste, die sehr zinsgünstige Kleinstkredite an Bauern vergibt, würde nach erfolgreichen Kursen, Eigeninitiativen im Bereich von Ziegenhaltung und Obstbau durch Vergabe von Krediten fördern. Allerdings wünscht sich die Bank dazu eine zeitweise technische Begleitung dieser Kleininvestitionen durch Projektmitarbeiter.

In den aufzubauenden Baumschulen sollen vorrangig Kokosnusssetzlinge und Cajusetzlinge (veredelt und unveredelt) erzeugt werden. Diese beiden Obstkulturen lassen sich, laut Aussagen der Banco do Nordeste, am leichtesten vermarkten. In Maranhao, Piaui und Ceara gibt es insgesamt sechs verarbeitende Cajunuß-Fabriken. Bei einem Zusammenschluss der Produzenten des zukünftigen Projektes könnten die Cajunüsse durch Lagerung außerhalb der Saison zu einem besseren Preis verkauft werden. Außerdem ist für Cajupflanzungen keine künstliche Bewässerung nötig. Kleine Mengen von anderen tropischen Obstarten sollen für die Verbesserung der Hausgärten und des lokalen Verkaufs erzeugt werden. Es ist weiter vorgesehen, die aktive Zielgruppe der Jugendlichen, die die Baumschule anlegen und aufbauen, in der Pflanzenveredelung auszubilden, da Veredelungsspezialisten sehr gefragt sind und somit gute Berufsaussichten haben.

Die Setzlinge sollen zu einem moderaten Preis an die Obstanbauer verkauft werden. So könnte sich jede Baumschule längerfristig selbst finanzieren. Voraussetzung dafür ist aber die Gründung von landwirtschaftlichen Kleinbetrieben, da die Setzlingsproduktion strengen Regeln und staatlichen pythonsanitären Kontrollen unterliegt. Bei der Gründung von Kleinbetrieben „micro-empresas“ wird SEBRAE die entsprechende Hilfestellung leisten.

Verbesserte Ziegenhaltung:

Die in allen Munizipien verbreitete extensive Ziegenhaltung soll durch einfache Maßnahmen verbessert werden, um eine deutliche Produktionssteigerung bei der Lämmeraufzucht zu erreichen. Durch nächtliche Pferchhaltung und der Verbesserung des genetischen Materials durch Zuchtziegenböcke der Rasse Anglo-Nubiano, die im Rotationsverfahren an die Ziegenhalter ausgeliehen werden, kann die Ablammrate sowie die Aufzuchtsrate erheblich gesteigert werden. Eine weitere wichtige Voraussetzung der verbesserten Ziegenhaltung ist regelmäßige Entwurmung und Bäder gegen Extosparasiten, wie Läuse und Zecken. Pferchhaltung von Ziegen trägt zusätzlich zur indirekten Schonung der Waldweiden bei und verhindert bei adäquatem Tierbesatz Überweidung. Besonders die Lämmermortalität kann durch eine kontrollierte Ziegenhaltung durch Pferche erheblich gesenkt werden, so dass mindesten 1,5 Lamm pro Muttertier im Jahr aufgezogen werden kann. Bei unkontrolliert freilaufender Ziegenhaltung, wie sie nach wie vor in fast allen Munizipien üblich ist, liegt die Aufzuchtsrate zwischen 0,6 bis 0,9 Lamm pro Muttertier und Jahr.
Durch eine so verbesserte Ziegenhaltung kann zusätzlich eine geregelte Dungwirtschaft durchgeführt werden, die langfristig die Bodenfruchtbarkeit erhält und erhöht.

Die Jungbauern sollen durch praxisorientierte Kurse entsprechende Techniken in der verbesserten Ziegenhaltung erlernen und weitergeben. Die Impfpistolen und Rückenspritzen sollen den Ziegenhaltern zur Verfügung gestellt werden. Die Kosten von Impf- und Entwurmungsmittel allerdings müssen von den Tierhaltern selbst getragen werden.

Es ist vorgesehen, in jedem Munizip eine kleine Zuchtstation mit fünf bis sechs verbesserten Zuchtböcken einzurichten. Die Böcke werden dann im Rotationsverfahren an interessierte Ziegenhalter für eine bestimmte Zeit ausgeliehen. Auch das Ausleihen der Zuchtböcke, muss mit einem männlichen Lamm bezahlt werden, so können die Zuchtstationen weiter ausgebaut werden und sich langfristig selbst unterhalten.

Projektrealisierung

Die Projektvorbereitungsarbeiten hinsichtlich der Ermittlung des genauen Bedarfs und der Entwicklungspotenziale der beteiligten Kommunen wurden durch eine in Teresina ansässige deutsche Langzeitentwicklungshelferin und Agrarökonomin in Zusammenarbeit mit der lokalen brasilianischen Wirtschaftsförderung, SEBRAE, abgeschlossen. SEBRAE hat bereits in Vorbereitungskurse zur integrierten und nachhaltigen Entwicklung der Projektregion investiert. Seit Anfang 2003 wurden von den deutschen und brasilianischen Projektkoordinatoren mehrfach Reisen in alle Munizipien unternommen und Versammlungen mit den Präfekten und Vertretern der Interessen- und Zielgruppen durchgeführt. Zwischen 04. und 14. Juli 2003 hat ein FAIRNETZEN-Team eine Projektreise durch alle acht involvierten Munizipien in Piaui unternommen und konnte feststellen, dass die Vorbereitungskurse von SEBRAE überall begonnen haben und zum Teil sogar schon abgeschlossen sind. Die Bevölkerung ist sehr gut organisiert und sehr motiviert, mit den Maßnahmen des Projektes zu beginnen. Der Start des Projektes ist für September 2003 mit einer Gesamtlaufzeit von drei Jahren geplant.

Den Fokus legen wir in allen FAIRNETZEN-Projekten auf den Know-how-Transfer durch Spezialisten aus Wirtschaftsunternehmen:
Im Zuge regelmäßiger Corporate Volunteering-Einsätze durch Mitarbeiter der BOV AG (www.bov.de), der ConPair AG (www.conpair.com) und weiterer Wirtschaftsunternehmen sind in allen Kommunikationszentren Weiterbildungs-Workshops für Multiplikatoren und potentielle Existenzgründer in den Bereichen Informationstechnologie und Betriebswirtschaftliche Beratung geplant. Innerhalb der Vermittlung von IT-Know-how sollen die Schwerpunkte auf Büro- und Kommunikationssoftware, Netzwerkadministration und eventuell vertiefend auf Softwareprogrammierung gelegt werden. Während der Aufbauphase werden Mitarbeiter-Teams der BOV die inhaltliche und technische Konzeption der Zentren vor Ort und von Deutschland aus beratend begleiten.

Am 26.September fährt ein fünfköpfiges Mitarbeiterteam der BOV AG zusammen mit einem unternehmensinternen Coach zu einem dreiwöchigen Einsatz in das Projektgebiet und wird bei dem Aufbau der ersten beiden Computer-Zentren beratend tätig werden und konkrete Hilfestellung hinsichtlich der technischen Infrastruktur und bei Auswahl des lokalen Personals zur Betreuung der Zentren leisten.

Volontariate von Mitarbeitern aus Wirtschaftsunternehmen in FAIRNETZEN-Projekten werden auch im Sinne der Personalentwicklung geplant. Kompetenzen wie Prozessmanagement, Projektplanung und -steuerung, Problemlösungsfähigkeit, oder Improvisationsgeschick werden gefördert. Offenheit, Toleranz, Kreativität und Einfühlungsvermögen ist in der Zusammenarbeit mit gesellschaftlich benachteiligten Gruppen und in nicht alltäglichen Situationen gefragt. Diese Erfahrungen stellen nicht nur eine fachliche Bereicherung dar, sie fördern auch die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen Mitarbeiters. Im Unterschied zu Weiterbildungsseminaren werden hierbei keine Lernfelder konstruiert, sondern Konfrontationen mit realen Situationen erlebt und sinnvolle Ergebnisse erzielt.


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