Regionalentwicklung des brasilianischen Bundesstaates Piauí

Ausgangslage

Piauí ist mit einer flächenmäßigen Ausdehnung von 250.000 km² so groß wie die „alte“ Bundesrepublik Deutschland, zählt aber nur etwas mehr als 3 Mio. Einwohner. Der Nordosten Brasiliens gilt mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von durchschnittlich etwa 170,- DM als das Armenhaus des Staates. Zum Vergleich: Das Pro-Kopf-Einkommen im Süden liegt bei 400,- DM. In Piauí­ selbst und besonders in der für unser Projekt ausgewählten Region zeigt sich die Situation noch einmal deutlich verschärft. Zur Projektregion gehören die angrenzenden Munizipien Brasileira, Lagoa de São Francisco, São José do Divino, São João de Fronteira und Domingos Morão. Sie sind ländlich geprägt und leben von der Land- und Viehwirtschaft. Die soziale Infrastruktur – beispielsweise die medizinische Versorgung und der Zugang zu Trinkwasser – ist mangelhaft. Die Ausbildungschancen sind unzureichend und die wirtschaftlichen Perspektiven schlecht. Aufgrund mangelnder Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten wandern viele junge Menschen aus Piauí in die Ballungszentren von São Paulo und Rio de Janeiro ab. Dort fassen sie in der Regel aber nicht Fuß und vergrößern nur das Heer der Arbeitslosen und Unterprivilegierten. Die Entwicklungsperspektiven Piauís verschlechtern sich durch die Abwanderung der wirtschaftlich aktiven Bevölkerungsschichten einmal mehr. Das Kernproblem lässt sich so einfach wie krass definieren:
„Fehlende Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten führen zu einer Abwanderung der aktiven Bevölkerungsteile, wodurch das Entwicklungspotenzial des Bundesstaates Piauí noch weiter eingeschränkt wird und sich enorme soziale Folgelasten für die Ballungsräume Brasiliens ergeben.“

Intervention

Schon seit 1997 sind wir in dem Munizip São João da Fronteira engagiert und haben dort eine Computerschule aufgebaut. Im März 2000 reiste ein Projektteam nach Piauí­ und organisierte zusammen mit einer Reihe brasilianischer Träger, wie z.B. SEBRAE und der brasilianischen Entwicklungsbank BNB, Gespräche über mögliche Anknüpfungspunkte für eine Ausweitung des Projektes zur Regionalentwicklung. SEBRAE ließ daraufhin in vier Munizipien Potenzialstudien durchführen. Es wurden Wirtschaftszweige mit guten Entwicklungsaussichten ausgewählt, die Gründungen von Genossenschaften forciert, Mitgliederversammlungen durchgeführt und Leitungsorgane gewählt. Des weiteren erfolgten Beratungen für eine bessere Produktvermarktung. Außerdem wurde der Bedarf an Kursen zur beruflichen Aus- und Weiterbildung recherchiert. Auf dem Sektor Gesundheit wurde der Kontakt zu den lokalen Sozialdiensten aufgenommen und besonders schlecht versorgte Gebiete innerhalb der Projektregion identifiziert. Das Programm „PRODER Especial“ des SEBRAE wurde in jedem der fünf Munizipien vorgestellt und die Schritte zur Gründung lokaler Entwicklungsgesellschaften definiert.

Bisherige Ergebnisse

Wirtschaftszweige mit hohem ökonomischem Potenzial sind weiterentwickelt worden. Der Gewinn bei den vermarkteten Agrarprodukten hat sich für die am Projekt teilnehmenden gut 100 Kleinbauernfamilien um mindestens 30% erhöht. Eine Vermarktungsgenossenschaft für Agrarprodukte ist gegründet oder konsolidiert worden.
Wirtschaftlich aktiven Bevölkerungsgruppen erhielten einen besseren Zugang zu Maßnahmen der beruflichen Aus- und Weiterbildung. 300 Personen haben an Kursen der beruflichen Aus- und Weiterbildung teilgenommen. Die Themen: z.B. Cashewproduktion und -vermarktung, Honigherstellung, Lagerung von Agrarprodukten, Computer, Schreinerei, Bauhandwerk, KfZ-Mechanik.
Die institutionellen Kapazitäten zur Förderung der regionalen Wirtschaft wurden gestärkt. Die Anzahl der von den lokalen Sozialdiensten erreichten Menschen ist um 30% gestiegen. In jedem der fünf Munizipien ist eine Agentur zur lokalen Wirtschaftsförderung gegründet worden.