Aufbau und Betrieb einer Computerschule in São João da Fronteira, Brasilien


Ausgangslage

São João da Fronteira ist ein Dorf im Bundesstaat Piauí im Nordosten Brasiliens. Die gesamte Region und das Dorf mit seinen etwa 5.000 Einwohnern zählt zu den strukturell benachteiligten Gebieten im ganzen Land. Die Einkommensverteilung ist nach Informationen der brasilianischen Bischofskonferenz eine der weltweit ungerechtesten überhaupt. Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 60%, die Rate der Analphabeten ist ebenso hoch. In weiten Teilen der Region gibt es keine ausreichende medizinische Versorgung. Auch die Schulsituation ist katastrophal. Von 100 Schulanfängern machen nur etwa 22 einen Abschluss. Ein weiteres, zentrales Problem: Die jungen, vorwiegend männlichen Erwachsenen wandern in die großen Städte im Süden Brasiliens ab.

Intervention

Seit 1997 koordiniert FAIRNETZEN vor Ort ein Projekt zur gezielten Unterstützung der Jugendhilfe in São João da Fronteira. Um die Region nachhaltig zu stärken und der vorherrschenden Perspektivlosigkeit von Jugendlichen entgegenzuwirken wurden Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung entwickelt. Im Winter 1998/99 wurde eine Gruppe junger Menschen aus dem brasilianischen Dorf in Essen zu EDV-Trainern ausgebildet. Sie geben das gewonnene Wissen seitdem in São João weiter. Im Frühjahr 1999 wurde zu diesem Zweck ein Computerraum mit gespendeten PCs im Dorf errichtet und verschiedene Kurse gestartet. Im Herbst 1999 reisten Mitarbeiter erneut nach São João, um weitere Computer zu installieren. So konnte das örtliche Schulungsangebot ausgeweitet werden. Anfang 2000 wurden die Computertrainings auch in den offiziellen Lehrplan aufgenommen. Während einer weiteren Reise 2001 wurden alle Rechner untereinander vernetzt. Seitdem gibt es auch Trainings mit Kommunikationssoftware.

Ergebnis

Der Nachweis von Computerkenntnissen hat in Brasilien nahezu den Stellenwert einer Arbeitsplatzgarantie. Mit seiner Computerschule ist São João daher auch für die umliegende Region ein interessantes Zentrum geworden. Derzeit sind Verbesserungen in der gesamten Infrastruktur des Ortes zu beobachten. Die Kommune ist bereit, deutlich mehr Gelder in Schulbildung und Alphabetisierungsmaßnahmen fließen zu lassen, da ein signifikanter Motivationsanstieg auf Seiten der Schüler zu verzeichnen ist. Denn um in den Genuss der Computerausbildung zu kommen, müssen die Schüler mindestens die fünfte Klasse abgeschlossen haben. Auch das Abitur kann mittlerweile im Ort erworben werden. Darüber hinaus wird die Gemeindeverwaltung seit kurzem per PC gemanagt. Sogar ein Radiosender hat sich bereits im Ort niedergelassen.